Das Kind neben mir schläft noch. Kein Wunder, die Nacht war unruhig und krank sein seit so vielen Wochen ist einfach anstrengend. 

Ich sitze mit ihr unter meine gepunkteten Bettdecke, genieße die Wärme, trinke meinen Kaffee und habe die Ruhe, über eine unfreundliche und undifferenzierte Nachricht auf Instagram nachzudenken. Über die Art, wie Instagram früher war. Selbstverständlicher, netter, spontaner, natürlicher.

Aber auch: unreflektierter, weniger edukativ und divers. Beides existiert nebeneinander und macht es manchmal schwer zu ertragen. Instagram hat sich entwickelt, in eine positive und negative Richtung gleichzeitig.

Ich denke darüber nach, was das für Menschen sind, die immer wieder sticheln und blöde Kommentare und Nachrichten schreiben. Und darüber, wie schön es auf der anderen Seite ist, dass es hier Menschen gibt, die einander gar nicht kennen und doch so wohlwollend Anteil nehmen am Leben des jeweils anderen. 

Was ist eigentlich Mehrwert – und wer definiert ihn?

Ich denke über die Berechtigung von Content nach. Was ist wertvoll genug, hier geteilt zu werden? Mehrwert, Mehrwert, das wurde BloggerInnen lange eingebläut. Dass es hier nur noch Mehrwert zu sehen gibt bzw nur Menschen erfolgreich sind, die Mehrwert bieten, bezweifle ich. Wobei – das ist auch für jeden etwas anderes. 

Für die einen ist ein Bild vom Wohnzimmer Mehrwert, weil sie eine Einrichtungsidee entdecken, die Probleme löst oder einfach zu einer schöneren Ecke als bisher. Jemand anders kann damit vielleicht nichts anfangen. Mehr noch: er ärgert sich, schon wieder ein inszenierter, mit teuren Designstücken ausgestattetes Influencer-Altbau-Wohnzimmer. 

Für dich mag das Bild im Feed mit dem Zitat einfach nur kitschig, überflüssig, Zeitverschwendung sein – während es mir vielleicht einen neuen Impuls gibt und mich durch den Tag trägt. 

Ich finde viele „Comedy-/Tanz-/Remix-Reels“ platt und überflüssig. Aber für jemand anderes ist das genau der Humor, den er oder sie braucht, der Tag startet oder endet mit einem Lachen, einem guten Gefühl und hey – was kann daran verkehrt sein? 

Alltagsberichte von hauptsächlich Müttern, aber auch immer mehr Vätern über das Leben mit Baby, über Herausforderungen, wenig Schlaf, Stillen, Geburt, Geschwisterstreit, Paarbeziehung, Gleichberechtigung, unerwartete Gefühle, Überforderung – für manche unnötiger Kram, weil: haben wir eh fast alle selbst zuhause, was jammert die denn so. Für andere umso wertvoller, weil sie sich einfach weniger allein fühlen. 

Alles ist Content“ hieß es mal eine zeitlang, als das mit den Reels hier immer wichtiger wurde. Und es stimmt. Alles kann für jemand anders wertvoll sein. Ein Moment, den ich schön finde, kann auch bei jemand anderem für ein kleines Glücksgefühl sorgen. Sogar konstruktive Kritik kann, wenn sie angemessen formuliert ist, toll sein. Voran bringen.

Kreiert euch einen Instagram-Feed, der euch gut tut

Macht euren Feed zu einem, der euch ein gutes Gefühl macht und die Accounts, die euch zu bösartigen Sticheleien anpieksen, klammert ihr einfach aus. Das tut gut, wirklich. Und es ist leicht, ihr könnt sehr wohl beeinflussen, was euch angezeigt wird. Instagram ist, was du draus machst, ich hab das in letzter Zeit ausprobiert und es funktioniert.

Instagram-Tipps für ein positiveres Umfeld

  • liked im Explore-Feed das, was ihr mehr sehen wollt und ihr bekommt das nach kurzer Zeit vermehrt angezeigt. Oder sucht aktiv danach und liked dann, wenn es noch gar nicht im Explore-Feed auftaucht
  • kommentiert und liked und speichert Content von Profilen, die ihr mehr sehen möchtet. Und schaut deren Storys, das funktioniert sofort. Auch in die andere Richtung, falls ihr von jemandem weniger sehen möchtet.
  • Fügt die Profile, von denen ihr auf keinen Fall etwas verpassen möchtet, zu euren Favoriten hinzu. Funktioniert ganz easy indem ihr entweder bei einem Feed-Post auf die drei Punkte rechts oben oder im Profil auf “Gefolgt”und in dem jeweils erscheinenden Menü auf “Zu Favoriten hinzufügen” klickt. Das geht leider nur für eine begrenzte Anzahl an Profilen, 50 Stück sind es momentan.
Mehr von dem, was euch gut tut, weniger von dem, was euch runter zieht, ärgert oder nervt
  • Stellt Profile, denen ich zwar nicht erfolgen möchtet, die ihr aber nicht mehr angezeigt bekommen möchtet, auf stumm. Im Profil auf “Gefolgt” und dann auf “Stummschalten” klicken. Hier könnt ihr nochmal auswählen, ob ihr nur Beiträge, Stories oder Notizen stumm schalten möchtet oder alles davon. Das kann zum Beispiel in Situationen sinnvoll sein, die ihr gerade nicht gut aushalten könnt – wenn die Person gerade eine Reise macht, von er ihr auch träumt, die aber unerreichbar für euch ist. Wenn gerade das Hauptthema Baby/Hausbau/Hochzeit/… ist und ihr damit nicht gut umgehen könnt.
  • Einfach mal entfolgen. Wenn man jemanden oder dessen Inhalte mal gut fand und sich das ändert, ist das okay. Dann kann man Profilen auch einfach mal entfolgen.
  • Nicht bei Profilen vorbei schauen, die man doof findet. Warum auch? Es macht das eigene Leben nicht besser, wenn man fiese Kommentare oder Nachrichten verschickt. Lieber durchatmen und die Energie in etwas anderes investieren.
  • Blockiert Menschen, die euch ständig blöde Nachrichten schicken. Das ist total okay. Nur weil ihr auf Instagram etwas von euch teilt, was auch immer, hat niemand einen Anspruch darauf, euch ungefiltert ständig blöd zu kommen. Kleiner Pro-Tipp: Instagram hat vor einiger Zeit die Funktion eingeführt, dass mit einem Klick sämtliche andere Konten, die mit der Email-Adresse bei Instagram bestehen, ebenfalls blockiert werden. Um die Funktion auch für die Konten zu nutzen, die ihr vor Einführung dieser Funktion blockiert habt, geht einfach rechts oben auf die drei Striche in eurer Profilansicht, auf Einstellungen, auf Privatsphäre und unter Kontakte auf Blockierte Konten. Hier findet ihr eine Übersicht aller Konten, die ihr bei Instagram blockiert habt. Jetzt klickt ihr auf “nicht mehr blockieren” und danach wieder auf “blockieren”. Damit “erwischt” ihr dann auch Accounts, die ihr eigentlich blockieren wollt, die aber noch unter einem anderen Profilnamen angemeldet sind.
  • Lasst euch im Feed nur Profile anzeigen, denen ihr auch folgt. Dafür einfach auf den Instagram-Schriftzug links oben klicken und um Drop Down Menü “Gefolgt” oder “Favoriten” auswählen

Niemand und nichts kann allen und jedem gefallen. Aber ich denke, auch wenn ich persönlich nicht alles wertvoll finde, was auf Instagram geteilt wird, hat es doch eine Berechtigung, weil es für jemand anders bedeutsam sein kann. Und sei es nur für denjenigen, der es teilt. Instagram kann ein unheimlich bereichernder Ort sein, ein Ort, an dem man lernt, inspiriert und gestärkt wird, über den Tellerrand blicken und seinen Horizont erweitern kann. Und ein Ort, der zu eigenem Wachstum führt. Indem man über seinen eigenen Schatten springt und einfach mal nichts schreibt, was man nicht selbst auch gern hören würde.

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